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  • AutorenbildAnnina Louise Krüttli

auf die abenteuerliche art

Aktualisiert: 9. März 2022

in meiner erfahrung glauben die meisten leute, dass das leben bequem sein sollte. es herrscht dieses unbewusste weltbild vor, dass alles, was unbekannt ist, jedes problem ohne offensichtliche lösung, eigentlich alles, was das leben unruhig macht, schlecht sei. und wegen dieses gefühls, dass etwas falsch sein muss, wenn es unbequem ist, leiden sie an jeder form von unsicherheit, der sie begegnen.

um ihr leiden zu lindern, erfinden sie dinge wie versicherungen, haftungsausschlüsse und planungssicherheiten, alles, was ein gefühl von sicherheit bietet.


man versucht alle eventualitäten vorherzusehen. man sucht nach garantierten ergebnissen. man schützt jede entscheidung vor zukünftigem scheitern. aber trotz allen bemühungen merkt man eines tages, dass man genauso gut hätte versuchen können, sand mit den händen festzuhalten. nichts entwickelt sich so, wie vorhergesehen, alles, in was man investiert hat, ist in der schwebe, das ersparte hat man aufgrund globaler krisen aufbrauchen müssen, und aufgrund persönlicher krisen ist man nur wenig entfernt von einsamkeit und verlassenheit, mit einem wimpernschlag könnte alles weg sein. im einen moment fühlt man sich als habe man das leben perfekt unter kontrolle, im nächsten moment steht alles auf messers schneide.


wie konnte dies passieren? man war jedem ratschlag gefolgt, hatte nie etwas riskantes getan, hatte alles sortiert und organisiert. man folgte allen regeln. man erfüllte alle erwartungen. man fragte nie nach etwas ausserhalb der eigenen reichweite, weil man seinen platz kannte. man hatte nie etwas falsches getan. man hatte sich immer darum gekümmert, dass man es bequem hat. aber trotzdem rutschte einem alles aus den händen. und je mehr man versuchte, alles festzuhalten, desto schneller rutschte es.


die unsicherheit ist beunruhigend. man widersetzt sich ihr. man ärgert sich über sie. man fühlt sich unwohl, es schmerzt. man versucht sie zum schweigen zu bringen, sie zu unterdrücken. aber sie geht nicht weg. und wenn man es doch schafft, dem ungeheuer einen kopf abzuschlagen, wachsen ihm zwei neue.

doch die sache ist die: das leben ist unsicher. es kann nicht kontrolliert werden. es ebbt und fliesst, bringt fülle am einen tag und not am nächsten. jegliches gefühl von sicherheit, das man sich selbst zu fühlen täuschen vermag, ist eine illusion. die wildnis, die natur, die welt, folgen ihren eigenen regeln, und kein geld der welt kann sie bestechen, deinem willen zu folgen. wir spielen nur eine winzig kleine rolle im grossen ganzen des lebens, und wir müssen unsere rolle in diesem tanz akzeptieren.


man kann nie wissen was als nächstes geschehen wird. das leben passiert. es konfrontiert uns mit herausforderungen, geschenken, freuden, kummer, verlust, liebe. sie kommen unerwartet, und wann immer sie wollen. man ist entweder bereit, sie willkommen zu heissen, oder man verpasst sie aber wird für immer von ihnen heimgesucht. denn das ungeheuer kann man nicht erschlagen, man muss es sich zum verbündeten machen.


ich fordere dich heraus, dein buschmesser zu holen und dich ins abenteuer zu wagen. bereite dich vor so gut du kannst, aber du weisst so gut wie ich, dass man nie vorbereitet sein kann. du weisst, dass du herausforderungen und schwierigkeiten, probleme und sorgen begegnen wirst, und du wirst hinfallen und dich aufkratzen und dreckig und müde werden. du weisst, dass du dich hilflos fühlen wirst und trotzdem eine lösung für deine probleme wirst finden müssen. denn in einem abenteuer erwartet man das unerwartete. du lässt die kontrolle los und vertraust darauf, dass du einen weg finden wirst, jegliche situation, die du antreffen magst, zu meistern. wenn du schmerzen hast, suchst du aktiv nach linderung, du tust nicht so als wäre der schmerz nicht da, dies würde das problem mit grosser sicherheit verschlimmern, wenn nicht sogar lebensbedrohlich werden. wenn du probleme hast, versteckst du dich nicht oder gibst auf, sondern findest eine lösung.


in einem abenteuer stellst du dich der angst. was auch immer dies ein mag, du kannst es nicht unterdrücken, denn sonst wird es dich im schlimmsten moment einholen. stattdessen suchst du die angst auf. du schaust ihr in die augen, wendest dich ihr zu, ergibst dich deinem schicksal und befreist dich so. der kampf ist das härteste, furchteinflössendste, schrecklichste was du je durchlebt hast, aber du triumphierst, denn du überlebst.


und in einem abenteuer machst du dies alles aus freiem willen. du weichst nicht aus und ignorierst. du bist wegen dem erlebnis und der erfahrung hier. für die lektionen, die du lernst, und die weisheit, die du gewinnst, und das wachstum, das du erreichst.


in einem abenteuer gibt es nichts auszusetzen, wenn man sich unbequem fühlt.


in einem abenteuer sollte man sich unbequem fühlen.


lass uns raus gehen in unsere wildnis und das leben stattdessen auf diese art leben.


nicht auf die bequeme, sondern auf die abenteuerliche art.

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