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AutorenbildAnnina Louise Krüttli

es ist zeit, dem leben nicht mehr zu entfliehen

Aktualisiert: 8. Dez. 2021

viele menschen scheinen ihr leben in konstanter leugnung der realität zu leben. sie gehen zur arbeit und tun dinge, von denen sie glauben, sie tun zu müssen, während sie geichzeitig von etwas besserem träumen. tagsüber sehnen sie sich nach feierabend, abends sehnen sie sich nach wochenende. und am wochenende entfliehen sie. sie tauchen kopfüber in einen rausch, nur um sich am montag morgen leerer zu fühlen als je zuvor. und so vergeht ein grosser teil der woche ohne gelebt zu werden. das leben wird ertragen. das leben wird erlitten. während dieser fünf tage des zähnezusammenbeissens mag mit dem leben vieles sein, aber gelebt werden gehört nicht dazu. die realität der situation wird unterdrückt, bis die sinne so taub sind, dass nicht mal mehr die extravagantesten ausfluchtserlebnisse am wochenende bewusst wahrgenommen werden.

so eine situation geht oft darauf zurück, dass "ich nicht weiss, wieso ich das tue". wenn nicht mal ein fetzen bedeutung im alltag gefunden werden kann, gibt es keinen grund, dabei zu sein, zu fühlen, was vor sich geht, ihn zu erleben. und so wird das ende des arbeitstages und das entfliehen ins "wieder mich selbst fühlen" zum einzigen wunsch. aber wer ist das denn, der in den tagesjob geht, wenn nicht ich selbst?


bedeutung ist eine wunderschöne sache. sie kann an den unwahrscheinlichsten orten gefunden werden, wenn man sich nur etwas mühe gibt. was sind meine kernwerte? was findet meine seele wirklich wichtig? in der antwort auf diese fragen liegt der langersehnte glimmer der hoffnung. zum ersten mal seit langer zeit fühlt sich etwas wichtig an. nicht wegen jemand oder etwas anderem, einfach so. und das ist sie, die pforte ins hier und jetzt. ins eigentliche erleben des lebens, anstatt es vorbeiziehen zu lassen.


wenn man diese fragen zu stellen beginnt, fügt man dem erleben tiefe hinzu. man taucht in die dinge ein und deckt auf, was unter der oberfläche liegt. man beginnt, das gesamtbild zu erkennen, anstatt ewig oberflächlich zu bleiben. und plötzlich merkt man, dass alles so viel mehr seiten hat, dass man alles entdecken will, bevor die zeit ausgeht.


dieser langweilige job? du erinnerst dich, dass du ihn ausgewählt hast, weil du jeden tag menschen treffen würdest, und dass du ein fast schon vergessenes interesse daran hast, einblicke in die erlebnisse von menschen aus allen ecken des lebens zu gewinnen. also beginnst du, ihnen kleine fragen zu stellen, die verbundenheit entstehen lassen und verliebst dich von neuem in deinen job.

diese schreckliche person, die sich chef nennt? du realisierst, dass es wahrscheinlich nie das ziel dieser person war, dein leben mies zu machen, sondern dass die person wohl ihre eigenen probleme hat. und dass du deinen beruf aus guten gründen gewählt hast. und vielleicht, dass es an der zeit ist, einen neuen arbeitgeber zu suchen.


dieser beruf, den du eigentlich nie mochtest aber erlernt hast, weil es damals vernünftig schien? du erinnerst dich, dass da ein zweiter auf deiner liste stand, den du verworfen hast, weil er unerreichbar war. und nach gründlicherem hinsehen stellst du fest, dass sich die situation grundlegend geändert hat und er nun in greifbare nähe gerückt ist.


was auch immer die genauen details sind , das leben läuft ab. es vergeht, und wenn es nicht geschätzt wird, ist es vorbei, bevor wir dazu gekommen sind, es zu leben.


es ist zeit, dem leben nicht mehr zu entfliehen. es ist zeit, das leben tatsächlich zu leben.

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