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  • AutorenbildAnnina Louise Krüttli

wieso ich schreibe

Aktualisiert: 8. Dez. 2021

ihr alle wundert euch vielleicht über meine hintergründe.


beim schreiben drücke ich aus, was für mich los ist. von natur aus bin ich keine laute oder ungestüme person. ich bin ich oft leise und zurückgezogen, vor allem in grossen gruppen. versteht mich nicht falsch, mit meinen guten freunden fehlen mir selten die worte, ganz im gegenteil. aber mit menschen, die ich nicht gut kenne oder in einer ungewohnten umwelt, bin ich nicht diejenige, die den mittelpunkt sucht. es fällt mir nicht leicht, über meine taten zu reden, lieber lasse ich sie für sich sprechen. diese introvertierte seite meiner persönlichkeit wird nicht immer zu meinem vorteil aufgenommen, was mich mit dem gefühl, nicht gehört und gesehen zu werden, zurücklässt. so wird mein beitrag zur situation, in der ich mich finde, selten erkannt. die leise person zu sein bedeutet aber nicht, dass ich nichts zu sagen habe, ich habe einiges zu sagen, aber ich habe mühe, dies in persönlichen begegnungen zu tun. ich bin dabei, zu lernen für mich selbst einzustehen, aber am besten kann ich mich beim schreiben ausdrücken, meine sicht der dinge darlegen. ich erkläre euch, wieso.


seit ich ein kind war, begeistere ich mich für actionsport. ich lernte skifahren, als ich sehr klein war, und begann während der primarschule mit skirennsport. später wurde ich skilehrerin und entschied, dass es an der zeit war für eine sommeraktivität, und so lernte ich mountainbiken. dies sind alles sehr laute tätigkeiten.

lasst mich erklären, was ich mit lauten aktivitäten meine. wenn man ski fährt, ist man aktiv, man bringt energie auf. je schneller man fährt, desto grösser sind die physikalischen kräfte, die es für eine kurve braucht. im mountainbiken ist es im grunde genommen die gleiche geschichte. beide sportarten sind sehr ausdrucksvoll, man drückt im fahren gefühle aus, und setzt aufgestaute emotionen frei. man spielt auch mit adrenalin, was alle sehr aufgeregt und übermütig macht. unter den vielen sportgemeinschaften, unter denen ich mich über die jahre gefunden habe, entsprachen die meisten menschen diesem konzept des energieausteilens.


in der Chinesischen Philosophie wird diese weise des interagierens mit der welt, die ich als lautheit empfinde, Yang genannt. es ist auch als maskulines prinzip, oder ausatmen bekannt, aber egal wie man es nennen will, es ist nie alleine. durch alle zeiten und kulturen ist es verbunden mit Yin, dem femininen prinzip, oder dem einatmen. sie sind immer verbunden und von einander abhängig, das eine kann ohne das andere nicht existieren. wenn Yang ein ton ist, ist Yin das ohr, das den ton wahrnimmt.


in meiner erfahrung wäre es falsch zu glauben, Yin und das feminine prinzip seien auf frauen, und Yang und das maskuline prinzip seien auf männer beschränkt. ich habe beide prinzipien in beiden geschlechtern erlebt, und da sie mit einander untrennbar verbunden sind, wäre es sowieso unmöglich, die zwei in zwei unterschiedliche kategorien aufzutrennen.

wenn jedoch alle immer die aufgeregteste, die schnellste, die eindrücklichste person am berg, oder erzähler der geschichte nach der fahrt sein wollen, weil sie vor lauter adrenalin nicht anders können, führt das natürlich zu viel Yang und wenig Yin. in anderen worten, die leute mögen alle diese unglaublichen geschichten ihrer fahrten erzählen, aber weil alle so beschäftigt sind mit reden, hört sie niemand.


in solchen umgebungen fällt es mir sehr schwer. ich fühle mich als ertrinke ich in lärm. ich werde still, weil es schon so viel ungewürdigte information im raum stehen hat, dass ich nicht noch mehr hinzufügen kann. ich bin jemand, die von natur aus nicht von anderen verlangen kann, mir zuzuhören. wenn ich fühle, dass mir zugehört wird, öffne ich mich, aber in situationen, wo ich mich gehört machen müsste, kann ich es nicht.


dies habe ich schon lange bemerkt, aber meine leidenschaft für meine sportarten war so gross, ich wollte unbedingt einen platz unter anderen mit den gleichen interessen finden, denn ich wollte weiterkommen und lernen. ich schloss mich teams und kursen an, und traf immer und immer wieder auf die gleiche dynamik. ich legte mir eine laute rolle zu, weil ich kam wirklich weiter und wurde ziemlich gut in den dingen, die ich so liebe, und hatte das gefühl, es vorzutäuschen sei der einzige weg um mündlich mit den anderen mitzuhalten. ich hatte es satt, mich immer beweisen zu müssen, nur weil ich bei besprechungen immer jene war, die nie dazu kam, etwas zu sagen. aber meine rolle war genau das, eine rolle. ich war nie wirklich ich.

es ist eine ziemliche reise gewesen, meine rolle nach all diesen jahren zu entlernen, aber weil es mir wirklich nicht gut ging wegen all dem schauspielern um eine sache, die ich eigentlich ausserordentlich stressig finde, musste ich anfangen. nun, da ich langsam lerne, wie ich ich selbst sein kann in der welt, in der ich mich finde, habe ich entdeckt, dass schreiben mein sicherer ort ist, wo ich mich frei ausdrücken kann, weil alle, die lesen was ich schreibe, bereits entschieden haben, in den Yin-modus zu gehen, sonst würden sie einfach aufhören und etwas anderes tun gehen. dies ist unglaublich befreiend für mich, ich kann ausdrücken, was immer ich wünsche, und es schwebt herum bis jemand sich entscheidet, es zu lesen.


und somit schreibe ich.

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