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  • AutorenbildAnnina Louise Krüttli

über komfortzonen

kennst du den spruch "nichts grossartiges kam je von komfortzonen"? dieser spruch ist einer der lieblingssprüche der persönlichkeitsentwicklung, und auch ich ziehe viel motivation daraus. die theorie dahinter besagt folgendes: wenn wir etwas bekanntes, was wir schon einmal getan haben, erneut versuchen, fühlt es sich nicht herausfordend an. es liegt innerhalb unserer komfortzone. neues und herausforderndes, hingegen, enthält elemente von unsicherheit, von nicht-wissen, von möglichem scheitern, es fühlt sich unkomfortabel an, und liegt deshalb ausserhalb der komfortzone. wenn wir nun aber immer nur dinge tun, bei denen wir uns wohl fühlen, lernen wir nie etwas neues, fordern uns nie heraus, verschieben nie unsere grenzen. wenn wir also fortschritte machen wollen, müssen wir unsere komfortzone verlassen.


dies kann für jeden von uns komplett verschieden aussehen. wenn jemand, sagen wir, basteln und stricken liebt, kann eine kleine bergwanderung das verlassen der komfortzone beinhalten. wenn jemand hingegen jede sekunde in den bergen mit skifahren, klettern und gleitschirmfliegen verbringt, kann dieselbe kleine bergwanderung emotional den gleichen effekt wie sofa-chillen haben. in diesem fall bedeutet das verlassen der komfortzone vielleicht, ein exotisches menu kochen zu lernen.

es gibt viele, viele menschen, die nie so etwas tun. sie arrangieren sich in einer gewissen art alltagsleben, machen es sich bequem, und, so lange nichts unvorhergesehenes passiert, schreitet ihr leben tagein, tagaus in den gleichen mustern voran.

die sache mit dem leben ist aber, dass die einzige sache, der man sich sicher sein kann, die ist, dass man sich nie sicher sein kann. wir können nicht wünschen, was uns passiert, immer mal wieder kickt uns das leben raus aus der bequemen komfortzone. dort draussen ist das leben wild. es erfordert fähigkeiten wie kreativität, flexibilität und resilienz. und dies sind fähigkeiten, die man nicht in einem geschützten umfeld erlernen kann. wenn das leben wahrhaftig gelebt werden soll, dürfen wir nicht darauf warten, dass es uns aufrüttelt, sondern müssen die herausforderung aktiv suchen.

man denke an ein wolfbaby. es lebt im schutz der mutter, wird gefüttert und behütet. wenn die mutter da ist, fühlt es sich sicher und wohl. wenn sie weg ist, versteckt es sich und wartet auf ihre rückkehr. in den zeiten, in denen es sich sicher fühlt, geht es heraus und erkundet die welt, oder, in anderen worten, es spielt. es ist neugierig, es probiert etwas, scheitert manchmal, aber das macht nichts, weil es nur spielt, und so gewinnt es erfahrung. wenn das wolfbaby älter wird, muss es schliesslich verantwortung für sich selbst übernehmen, für sein eigenes überleben, für futter, und für schutz. dies ist aber nur möglich, wenn es mehr als nur mechanistische wenn-dann-fähigkeiten erlernt hat, es muss auch gelernt haben, jegliche probleme kreativ zu lösen. denn ein wolf lebt nicht in einer komfortablen welt, ein wolf lebt in einer wilden welt.


und wir tun das auch.


die menschen sind das einzige lebewesen, das je so etwas wie komfort und sicherheit kreieren konnte. wir nennen es zivilisation, und, für eine weile, fühlt ihre schützende umarmung sich richtig gut an. bis das leben um uns herum einstürzt und man realisiert, dass das leben vergänglich ist und dass all diese dinge eine illusion waren. und dieser tag wird früher oder später kommen.

wir müssen uns vorbereiten für solche krisen. denn sie werden uns mit riesigen herausforderungen konfrontieren, die nur mit stark entwickelten überlebensfähigkeiten gemeistert werden können. wenn der überlebensmodus sich eingeschaltet hat, ist es allerdings zu spät. in der panikzone kann man nichts neues lernen und üben, fähigkeiten müssen automatisch ablaufen, wenn sie in einer akuten krise eingesetzt werden sollen.

dies bedeutet, dass wir sie vorher erlernt haben müssen. und der einzig mögliche zeitpunkt, um rauszugehen und zu üben, ist, wenn wir uns wunderbar sicher fühlen. wir müssen den komfort aktiv verlassen, denn dies ist der einzige zeitpunkt, in dem wir physisch fähig sind, zu entdecken und neue fähigkeiten zu erlernen.

das kann wahrhaftig furchteinflössend sein. willentlich dorthin zu gehen, wo wir nicht wissen, was auf uns wartet, oder etwas zu versuchen, zu dem wir die lösung nicht kennen, kann sehr beängstigend sein. wenn wir aber wachsen wollen, stark und flexibel, belastbar und selbstwirksam werden wollen, gibt es keine andere option, als der welt ins auge zu blicken, auch wenn es unbequem ist. und wenn wir glück haben, wird es vielleicht sogar interessant, überraschend, lohnenswert und lustig. das ist dann der moment, wo wir zurückkehren, und all unseren freunden von unseren abenteuern erzählen.


es bedeutet auch, dass wir es uns nicht leisten können, während wir ein sicheres leben führen, künstlich situationen zu erschaffen, die einen wahrhaftigen überlebensmodus verlangen, oder mit anderen worten, stress. denn in diesem zustand, obwohl physisch alles völlig ungefährlich ist, verlieren wir wiederum das vermögen zu entdecken und zu lernen, was uns für wahre krisen unvorbereitet lässt.


und, zu guter letzt, bedeutet es auch, dass wir zuerst einmal eine komfortzone haben müssen, die wir verlassen können. wie das wolfsbaby brauchen wir einen sicheren hafen, in den wir uns zurückziehen können, um unsere wunden zu lecken und frischen mut zu schöpfen. wenn wir keinen solchen ort haben, wenn alles eine schlangengrube ist, können wir nie aufhören, auf der hut zu sein, wir können keine neugier und keinen entdeckergeist entwickeln, welche so wichtig sind, um fähigkeiten zu lernen, welche später fundamental fürs überleben sind. denn dann entwickeln wir einen tunnelblick und starre reaktionen, wir können nur auf eine kleine menge strategien, die uns in der vergangenheit einmal geholfen haben, zurückgreifen, die aber in der gegenwart vielleicht überhaupt nicht hilfreich sind.

wir brauchen einen ort, wo wir uns wirklich sicher fühlen. wo es nur bedingungslose liebe, mitgefühl und verständnis, keine respektlosigkeit, beschämung oder sabotage gibt. und, im gegensatz zur kindheit, ist es unsere eigene verantwortung, diesen ort zu erschaffen. in uns drin. wir müssen wissen, dass wir, egal was passiert, da sein werden, um uns selbst wieder aufzuhelfen und den rücken zu stärken. ohne diesen ort kann man nicht auf entdeckungsreise gehen. und ohne entdecken kann man sich nicht weiterentwickeln.


und deshalb werde ich den advokaten des teufels spielen und den alten spruch abändern zu "alles grossartige kommt letztlich von komfortzonen. zuerst einmal davon, welche zu haben, und zweitens davon, sie zu verlassen".


wir müssen uns beim ruhen und einschlafen sicher fühlen können. wir müssen von grossem träumen. wir müssen in die welt herausschreiten und das gefühl der spannung zulassen. und wir müssen dieses gefühl als als raketentreibstoff nutzen.

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